Warum knurrt und beißt mein Hund? Die Ursachen verstehen
Wenn dein Hund dich anknurrt, weil du ihn ausschimpfst, ist das ein klares Zeichen von Stress. Es ist wichtig zu verstehen, dass kein Hund von Natur aus "böse" ist. Aggressivität ist fast immer eine Reaktion auf eine unangenehme Situation, und wenn dein Hund die Zähne zeigt, versucht er, dir eine Botschaft zu senden.
a. Aggression als Folge von Stress
Die Hauptursache für Aggressivität bei Hunden ist Stress, der durch Angst, Furcht oder Schmerzen ausgelöst wird. In einer solchen Situation reagiert dein Hund auf eine von drei Weisen: Flucht (Flight), Erstarren (Freeze) oder Kampf (Fight). Wenn Flucht oder Erstarren keine Optionen sind, weil er sich beispielsweise in die Enge getrieben fühlt, kann es sein, dass er zum Kampf übergeht und zuschnappt. Ihn auszuschimpfen, ist für ihn eine Quelle von Stress. Er hat gelernt, dass deine Rüge etwas Negatives ist, hat Angst vor dir und setzt Aggressivität als Verteidigungsmechanismus ein.

b. Die Rolle von vergangenen Traumata
Manche Hunde, die in der Vergangenheit misshandelt wurden, sind oft übermäßig ängstlich oder sehr reaktionsschnell. Ihre Aggression ist ein erlernter Schutzmechanismus. Bei diesen Tieren ist besondere Geduld gefragt. Aber nicht nur schwere Misshandlungen führen zu Traumata. Schon ein einziger sehr negativer Tierarztbesuch kann ausreichen, damit ein Hund zukünftig mit Zähnezeigen reagiert, sobald es in die Klinik geht. Dies kann auch ein Grund sein, warum ein Hund plötzlich beim Streicheln beißt – er könnte eine Berührung mit einer früheren negativen Erfahrung verknüpfen.
c. Der Biss als letzter Ausweg
Ein Angriff ist für einen Hund immer die letzte Option, wenn alle anderen Mittel versagt haben. Wenn du deinen Hund tadelst und ihn dabei in eine Ecke drängst, aus der er nicht fliehen kann, fühlt er sich bedroht und könnte angreifen. Oft hat er dir zuvor schon viele andere Signale gesendet, die du vielleicht übersehen hast. Deshalb ist es so wichtig, seine Körpersprache zu verstehen.
Die Körpersprache deines Hundes: Warnsignale richtig deuten
Dein Hund kommuniziert ständig mit dir. Die sogenannten Beschwichtigungssignale sind Körperhaltungen, Blicke und Bewegungen, mit denen er sein Unbehagen ausdrückt und versucht, eine Situation zu deeskalieren. Wenn diese Signale ignoriert werden, kann die Anspannung so weit steigen, dass der Hund aggressiv wird. Hier ist eine Liste von Anzeichen, auf die du achten solltest:
a. Muskuläre Grundanspannung: Dein Hund wirkt angespannt und verkrampft.
b. Kopfhaltung unten: Er senkt den Kopf, um sein Unbehagen zu zeigen.
c. Wacher und überwachender Blick: Seine Augen sind weit geöffnet, und er schaut alarmiert umher.
d. Ohren nach hinten: Die Ohren sind nach hinten geklappt.
e. Schwanz niedrig, bewegend oder nicht: Der Schwanz ist tief positioniert.
f. Lippen gepresst, straffe Gesichtszüge: Das Gesicht deines Hundes wirkt angespannt.
g. Gähnen, Nasenschlecken, Hecheln: Er gähnt, leckt sich wiederholt die Nase oder hechelt ohne ersichtlichen Grund.
h. Übermäßiger Speichelfluss: Starkes Sabbern kann ein Zeichen von Stress sein.
i. Harnen oder Kotabsetzen: Plötzliches Urinieren oder Kotabsetzen.
j. Zähne zeigen, Knurren, Bellen: Dies sind bereits deutlichere Drohgebärden.
k. Flucht: Dein Hund versucht, sich zu verstecken oder sich von der Stressquelle zu entfernen.
Spezifische Beiß-Szenarien und ihre Lösungen
Hunde beißen aus verschiedenen Gründen. Hier sind einige häufige Situationen und wie du darauf reagieren kannst.
a. Dein Hund beißt beim Spielen oder in die Hände
Besonders wenn ein junger Hund beißt, ist dies oft Teil des natürlichen Spielverhaltens. Wenn dein Hund beim Spielen beißt oder dein Hund vorsichtig in die Hand beißt, testet er seine Grenzen. Wichtig ist, ihm die sogenannte Beißhemmung beizubringen. Unterbrich das Spiel sofort mit einem lauten "Aua!", wenn er zu fest zubeißt, und entziehe ihm für einen Moment deine Aufmerksamkeit. So lernt er, dass zu festes Beißen das Spiel beendet. Wenn dein Hund immer in die Hand beißen will, biete ihm stattdessen ein geeignetes Spielzeug an.
b. Dein Hund beißt einen anderen Hund
Wenn dein Hund einen anderen Hund beißt, kann dies aus Angst, Territorialverhalten oder Ressourcenverteidigung geschehen. Ein unsicherer Hund will andere Hunde beißen, um sie auf Abstand zu halten. Hier ist ein kontrolliertes Training wichtig. Suche die Hilfe einer Hundetrainerin oder eines Hundetrainers, um die sozialen Fähigkeiten deines Hundes zu verbessern und die Ursache für die Aggression zu finden. Manchmal ist es auch die Angst, dass der Hund Welpen beißen könnte; in solchen Fällen ist besonderes Management und Training erforderlich.
c. Dein Hund beißt sich selbst
Wenn dein Hund sich selbst beißt, oft an den Pfoten oder am Schwanz, können dahinter medizinische Ursachen wie Allergien, Parasiten oder Schmerzen stecken. Es kann aber auch ein zwanghaftes Verhalten sein, das durch Stress oder Langeweile ausgelöst wird. Ein Besuch bei deiner Tierärztin oder deinem Tierarzt ist hier unerlässlich, um gesundheitliche Probleme auszuschließen.
Wie beruhigt man einen Hund, der beißen will?
Wenn dein Hund dich beißen will, kann das beängstigend sein. Wichtig ist, die Ursache zu finden. Hat er Angst, weil du die Stimme erhoben hast? Verteidigt er Futter oder ein Spielzeug? Hat er Schmerzen?
a. Die Stressquelle beseitigen
Das Ziel ist es, die Quelle des Stresses zu entfernen. Wenn es ein Gegenstand ist, nimm ihn weg. Wenn dein Hund jedoch knurrt, weil er Angst vor dir hat, musst du daran arbeiten, euer Verhältnis zu verbessern.
b. Positive Assoziationen schaffen
Dein Hund muss dich wieder mit etwas Positivem verbinden. Entschärfe die Situation, indem du selbst ruhig wirst. Biete ihm etwas Angenehmes an, damit er dich nicht länger als Bedrohung wahrnimmt. Verlasse den Raum jedoch nicht sofort, damit er nicht lernt, dass Aggressivität dazu führt, dass du gehst. Kehre nach einer kurzen Distanzierung immer wieder zurück, um die Interaktion auf einer positiven Note zu beenden.
c. Umgang mit anhaltender Aggressivität
Aggressivität ist ein schwer zu lösendes Problem. Zögere nicht, die Hilfe einer Tierverhaltensexpertin oder eines Tierverhaltensexperten in Anspruch zu nehmen. Wenn das Verhalten plötzlich und ohne erkennbaren Grund auftritt, könnte ein Gesundheitsproblem dahinterstecken. Ein Besuch bei deiner Tierärztin oder deinem Tierarzt ist dann ratsam.
Was tun, wenn ein Hund gebissen hat?
Wenn das Malheur passiert ist und dein Hund einen Menschen beißt, ist die richtige Reaktion entscheidend.
a. Der Fehler, den man vermeiden sollte
Wenn dein Hund gebissen hat, stand er wahrscheinlich unter enormem Stress. Ihn jetzt zu schimpfen, ist keine gute Idee. Du würdest sein Unwohlsein nur noch verstärken. Das könnte dazu führen, dass er zukünftig noch schneller beißt, weil er gelernt hat, dass selbst das Zeigen von Aggression die Bedrohung nicht beendet.
b. Die richtigen Maßnahmen nach einem Biss: Was tun, wenn der Hund beißt?
Schimpfe ihn nicht. Halte zunächst Abstand, um dich zu schützen und ihm Zeit zu geben, sich zu beruhigen. Nutze die Zeit, um die Wunde zu reinigen und zu desinfizieren. Kehre später zu deinem Hund zurück, wenn er sich entspannt hat, und biete ihm etwas Angenehmes wie Futter oder ein Spiel an. Nimm eine beruhigende Haltung ein, sprich mit sanfter Stimme und beende die Interaktion positiv.
c. Vorbeugung ist der beste Schutz
Vorbeugen ist besser als heilen. Lerne, die Körpersprache deines Hundes zu lesen, um Anspannung frühzeitig zu erkennen und zu deeskalieren. Ein Maulkorb, oft als Zwang empfunden, kann eine wertvolle Hilfe sein, um die Situation zu sichern und dir die Angst vor einem Angriff zu nehmen, sodass du dich voll auf das Training konzentrieren kannst.
Was das Gesetz sagt
Nach einem Biss gibt es auch rechtliche Vorschriften. Wenn dein Hund eine Person gebissen hat, muss dies der Gemeindeverwaltung gemeldet werden. Dein Hund wird dann für 14 Tage unter Tollwut-Beobachtung gestellt. In dieser Zeit muss er dreimal einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorgestellt werden (24 Stunden, 7 Tage und 15 Tage nach dem Biss), um sicherzustellen, dass er keine Anzeichen von Tollwut entwickelt. In öffentlichen Verkehrsmitteln müssen Hunde, die nicht in eine Tasche passen, angeleint sein und einen Maulkorb tragen.